War Rudolf Steiner schwul?



























Tom Mellett, unser Korrespondent aus Hollywood, hat sich mit einem Buch beschäftigt, das sich unter anderem auch mit Rudolf Steiners Liebesleben beschäftigt. Dabei geht es in William Irwin Thompsons "Coming into Being" zunächst generell um Fragen des Bewusstseins. 

Was den Autor in Bezug auf Steiner umtreibt, ist der Typus seiner Ehefrauen- neben der Generalin Marie von Sivers auch die fast unbekannte erste Ehefrau, Anna Eunike, von der wenig bekannt ist: "Sie war verwitwet, als Steiner sie in Weimar kennenlernte und zu ihr zog. Dem Geisteswissenschaftler war sie eine liebevolle Partnerin und zuverlässige Hilfe. Erst nach dem gemeinsamen Umzug nach Berlin (Kaiserallee 95 (jetzt: Bundesallee) in Berlin-Friedenau) heiratete Steiner Anna Eunike am 30.10.1899."

Die hier zitierte Website - die Seite stella- anthroposophica.de existiert inzwischen nicht mehr- versuchte die kaum vorhandenen Informationen zu Rudolf Steiners erster Ehefrau durch astrologische Spekulationen wettzumachen, das dann aber als im Sinne spekulativer "Geistesforscher" noch weiter zu treiben durch "Erzengel- Analysen" und dergleichen. Dem mag ich nicht weiter folgen.

Aber zurück zu Thompson. Für ihn ist Anna Eunike der mütterliceh Typ, von dem Steiner zu dieser Zeit angezogen ist- zumindest was die Wahl der Gattin betrifft. Welche Frau möchte sich denn definieren lassen als "zuverlässige Hilfe"? Steiners Wahl der Gattin war nach Thompsons Meinung weniger die eines asexuellen Mannes, sondern eher die eines unterdrückt schwulen:

"Steiner never discusses his marriages and sexual experiences, and he seems not to have thought very highly of the temptations of the flesh. 
Some historians such as Richard Tarnas, feel that Steiner might not have been so much asexual as a repressed homosexual who had mothers instead of lovers for wives. 

Living in a time when homosexuality would have invalidated his whole religious movement and mission as nothing but ideological camouflage for perversion and heresy, he simply clamped down hard on sexuality. 

The jealousy and competition for the ownership of Steiner by the women around him, however, was evidently pretty intense. Frau Doktor Steiner, Marie von Sievers, was the leader of the movement's traveling eurythmy dance company, but Frau Steiner did not like Steiner's collaboration with Ita Wegman, the leader of the anthroposophical medical movement. 

All of which is to say that Steiner was human, all too human, and very much the product of his time.
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(pages 80-81)

Die Quelle zu dem sprechenden Foto von Steiner inmitten seiner Damen entstammt einem Beitrag von Jeremy Smith im Anthropopper- Blog, in dem es um Rudolf Steiners diskriminierende Äußerungen über Frankreich und die Franzosen geht, mit reinrassig rassistischen Zugaben in Bezug auf Schwarze wie "That is a terrible thing the French people are doing to other people, the frightful cultural brutality of transplanting black people to Europe. It affects France itself worst of all. This has an incredibly strong effect on the blood, the race. This will substantially add to French decadence. The French nation will be weakened as a race". (Übersetztes Steiner- Zitat aus genanntem Artikel)

Smith sieht daher Rudolf Steiner teils als Produkt seiner Zeit, teils aber auch als jemand, der bei solchen Gelegenheiten seine populistischen und rassistischen persönlichen Ansichten als Nachwirkung des verlorenen Ersten Weltkriegs kundtut- keinesfalls auf dem Level und Niveau eines "Eingeweihten", sondern : "In the passages above, we are not seeing anything of Steiner the initiate, but rather Steiner as a man of his time and nation. We should remember that he was speaking less than five years after the end of the First World War, a war which Germany had lost decisively. Could it be that behind his remarks there lies a kind of anger that the Central European culture of which he himself was such an ornament, had been so overthrown and shattered; whereas the French, on the coat-tails of the British and Americans, had found themselves on the winning side. This is surely Steiner speaking from the “normal” level of consciousness rather than the sublime.."

Abgesehen von Spekulationen zu Rudolf Steiners Gattinnen- Wahl (der mütterliche Typ) und einem Foto inmitten enthusiastischer Anhängerinnen, kann man zu dem Thema kaum von verwertbaren Fakten sprechen. Interessanter vielleicht eher, was man von Richard Roman 2002 in der taz lesen konnte: "Während hunderttausende von Schwulen und Lesben alljährlich lautstark beim Christopher-Street-Day auftreten, um für ihre Rechte zu kämpfen, sich der Regierende Bürgermeister in Berlin mit seinem „Ich bin schwul, und das ist auch gut so“ in die Schlagzeilen katapultiert hat, fand das Thema Homosexualität in der Anthroposophie höchstens am Rande statt." (https://taz.de/Schwule-Anthroposophen/!1086651/) 

(redigiert)