Abschied von Wilfrid Jaensch, der nicht wie Honig klingen wollte

Privates Bild von Marija Jaensch
Noch vor wenigen Wochen hat Wilfrid Jaensch in seinem Blog vermerkt "Wie gut, dass ich verschwinde!", und nun hat er das tatsächlich, schon lange durch seine chronische Atemnot gezeichnet, getan, was er in dem Spitta- Buch* (ein echtes Geistsucher- Buch im Dialog) so beschrieben hat als menschlichen Weg nach dem Tod:

"Beim Tod löst sich der sog. Ätherleib los und dehnt sich aus (3 Tage). Seit der Geschlechter-Trennung (Lemuria) hat dieser Ätherleib das Gegen-Geschlecht zum physischen Leib, ein Mann wird sich also weiblich erleben. Dies geschieht auch bei der ordnungsgemäßen Einweihung, aber mit einem Unterschied. (..) Der Ätherleib muss sich also ausdehnen, aber männlich-weiblich. Das heißt: Er muss den historischen Zustand erreichen, der vor der Geschlechter-Trennung bestanden hat. Er muss hyperboräisch werden. Denn was zeitlich vergangen ist, ist ätherisch dauernd, jederzeit erreichbar. Die Einweihung hat also zwei Aufgaben: den privaten, gegen- geschlechtlichen Ätherleib dieser bestimmten Biografie loszulösen, und zweitens: diesen privaten Ätherleib hinzugeben (zu vereinigen mit) an den kosmischen Ätherleib („Sonne“)....

Es ist klar, dass ein heutiger Mensch diese Ausweitung schrittweise lernen muss. Wenn man den sog. Ätherleib zum ersten Mal loslöst (er ist an den physischen Leib wie festgenagelt, gekreuzigt), hat man noch nicht die Werkzeuge, die man sich erst bilden muss, wenn man sich im Ätherischen bewusst und frei bewegen will. Das kann man noch nicht. Man dehnt sich also aus, aber man sieht nichts. Man bekommt Angst. Aus Angst klammert man sich an das Bekannte, nämlich an das Bewusstsein des physischen Leibes. Da man aber zugleich sich ausdehnt, hat man den Eindruck: der physische Leib schrumpft und erkaltet („das Gehirn erfriert“ = es schrumpft, löst sich ab, fällt weg). Selbstverständlich ist es kein Schrumpfen, sondern ein plötzliches Ausdehnen, dem gegenüber die bisherige Größe des Leibes als winzig erscheint."

Wilfrid Jaensch, der hier in seinem Schreiben an Spitta nicht nur referiert, sondern aus seinem Erfahrungsschatz berichtet, den er als geistiger Arbeiter erworben hatte, formulierte in seiner freien Art einen Initiations- so wie Sterbeprozess. Nun heißt es von ihm, der nun selbst im Tode seinen "privaten Ätherleib hinzugeben" hat, Abschied zu nehmen- von einem Quer- und Schrägdenker. Nehmen wir seine Selbst- Charakterisierung aus dem Spittabuch, um seine Stimme zu hören, die eben nie gefällig, nie einschmeichelnd, nie "wie Honig" klingen wollte:

"Hier liegt auch der Grund für meinen persönlichen Schreibstil. Wie oft haben Sie mir geschrieben, Sie seien „abgestoßen“. Dieser Widerwille ist beabsichtigt. Würde ich in objektiv- geschmeidigem Stil schreiben, dann würden die Gedanken, die ich zu schildern habe, in den Leser eindringen wie Honig. Das darf nicht sein. Ich muss die Persönlichkeit des Lesers wecken, also seinen eigenen Willen. Wo wird dieser Wille bewusst? Im Abstoßen, im Wider-Willen gegen den Autor. Das ist nichts anderes als das Erwachen des Eigenwillens im Leser. Als eigene Persönlichkeit kann er dann die Gedanken, die ich anbiete, durcharbeiten und mit ihnen ringen. Und deshalb präsentiere ich mich dem Leser nicht als Musterknabe, etwa als verkörperte Universalie oder „Eingeweihter“, sondern als widersprüchliche, vielseitige Persönlichkeit. Darin liegt nämlich die Wahrheit des irdischen Menschen. Ihr tritt die Wahrheit der Universalien gegenüber. Das Gegenüberstehen kann sich in Liebe verwandeln. Aber die Bedingung der Möglichkeit der Liebe ist: Selbstständigkeit der Partner. Deshalb tritt die Erde dem Universum gegenüber. Das ist das ganze Rätsel der Trennung zwischen Göttern und Menschen."

Wilfrid Jaensch ist, wie Marija mitteilt, in der ersten Stunde des 17. Juni gestorben. Er wird anonym in einer Urne im Friedwald beigesetzt- ohne Feierlichkeit. Nach der langen schweren Zeit mit chronischer Luftnot war sein Tod wie eine "blitzschnelle Auflösung"- in einem friedlichen Übergang. Für die, die einen freien Geist lieben, den Honig als Schriftform aber nicht besonders mögen, wird Wilfrid Jaensch immer jemand sein, den man dringend gelesen haben sollte.


*Dietrich Spitta (Hrsg): Wilfrid Jaensch - ein moderner Geistesforscher