Edith Maryons Meditationsweg

Trotz einiger Ungereimtheiten in ihrer Vorgeschichte - vor dem Eintritt in die Anthroposophische Gesellschaft 1912- und ihrer offensichtlichen aktiven Tätigkeit in obskuren esoterischen Gruppierungen, hat Edith Maryon schon 1913 in Briefen an den verehrten lieben Lehrer (so drückte sie sich aus) bodenständige und weitgehende esoterische Erfahrungen dokumentiert. Sie war offenbar vorher von Rudolf Steiner ermahnt worden (in der Strenge, die er gerade ihr gegenüber an den Tag legte) und versicherte ihm, "diese Übungen besonders gern" zu machen und zu versuchen, "so viel als möglich in sie hineinzulegen, wenn auch nie genug". Sie beschreibt ihre damalige, anfängliche meditative Arbeit so:

"1. Ich fühle Wärme in der Region des Herzens, welche durch die Arme und herunterfließt - ist das Kundalinifeuer? Wie kann es dirigiert werden?
2. Es gibt alle möglichen sonderbaren Erfahrungen mit der Lotosblume der Augen; wie kann man die Ströme, die von ihr ausgehen, so dirigieren, dass sie in Verbindung mit geistigen Wesenheiten kommen? Ich sehe jetzt oft auf den Bergen etwas, was ich für mein "höheres Selbst" halte (...).
3. Dann fühle ich, wie wenn etwas vor meinem Gesicht und meiner Brust Gestalt annimmt, wie eine Art Organ: Ich fühle und sehe dann in gewissem Sinne alle möglichen Röhren, von denen eine um meinen Kopf herum gelegen ist und meine Kehle und meine Ohren verbindet; meine Kehle scheint sich auszudehnen und es scheint etwas in ihr aufzusteigen." (In GA 263/1, 18f)

Die von ihr geschilderten, nach einem Jahr esoterischer Schulung auftretenden Erfahrungsfelder zeigen plastisch, dass sie nicht nur die heute relevanten Lotosblumen in deutlicher Aktivität verfolgt, sondern bereits an einem voll bewussten ätherischen Gestaltaufbau tätig ist, der dann unmittelbar zum geistigen Wahrnehmungsorgan heran gereift sein müsste. Man kann nur Respekt haben vor dieser so bescheiden geschilderten, mit energischen Schritten begangenen Schulung.